Update: Warten bis der Hausarzt kommt? – Jetzt die Weichen für die Zukunft stellen!

07.12.2018 Juni 2018

Weichen stellen für bessere Hausarztversorgung? Vergebens…

Bereits 2016 hat die FÜR-WISMAR-Fraktion versucht, die Stadtverwaltung aufzufordern, ein Konzept zur Sicherstellung der hausärztlichen Versorgung zu erarbeiten.

Gut Ding will Weile haben… oder auch nicht. 2016 wurde von der kassenärztlichen Vereinigung, dem lokalen (am Sana-Klinikum angesiedelten) Versorgungsträger und letztlich auch von der Stadtverwaltung kein Handlungsbedarf gesehen. Problem nicht erkannt – oder Problem ignoriert? Das Leben kann so einfach sein.

Doch wir bleiben dran und haben nun wieder nachgehakt. 2018 hat sich die hausärztliche Versorgungssituation nicht verbessert. Im Gegenteil…

…um zu verstehen, warum bei dieser Diskussion Zahlen, wie z.B. „Freie Hausarztstellen“ in den Raum geworfen werden, muss ein kurzer Ausflug in die Vergangenheit erfolgen. Es gibt eine Bedarfsplanung für die ärztliche Versorgung und nur in diesem Rahmen dürfen sich Ärzte niederlassen. 1977 wurden die Grundlagen eingeführt, nach denen noch heute bemessen wird, für wie viele Menschen jeweils ein Arzt benötigt wird. Die Bedarfszahlen werden ab und an aktualisiert; die letzte Aktualisierung liegt nun schon einige Jahre zurück und berücksichtigt nicht die Veränderungen in unserer Bevölkerung. Der Entwicklung gemäß werden Menschen älter und damit auch versorgungsbedürftiger, sie haben damit mehr ärztlichen Behandlungsbedarf. Wir bauen neue Wohngebiete, rechnen mit neuen Mitarbeitern in der „Industriestadt“ Wismar. Auch dieser Zuwachs führt zu einem höheren Bedarf an ärztlicher Versorgung. Wir reden also über Zahlen, die von anderen Bedürfnissen und anderen Versorgungsbedarfen ausgehen. Aktuell fehlen 8,5 Hausärzte gemäß der „offiziellen“ Planung. Selbst wenn diese besetzt wären, würde eine Lücke zur Realität bestehen. Zudem: Mehrere Ärzte in Wismar sind 60 Jahre alt und älter. Ein Ende ihrer Tätigkeit ist abzusehen.

Gemäß der Kommunalverfassung gehört die „gesundheitliche und soziale Betreuung“ zum eigenen Wirkungskreis der Hansestadt Wismar. Das heißt, Bürgerschaft und Verwaltung können tätig werden……. wenn wir denn wollten. Nur wollen „wir“ offensichtlich nicht.

Alle Fraktionen der Wismarer Bürgerschaft haben den Antrag der FÜR-WISMAR-Fraktion zur Verbesserung der Hausarztversorgung im Sozialausschuss abgelehnt. Der kleinste gemeinsame Nenner war eine jährliche „Beobachtung“ der Entwicklung. Somit „bewundern“ wir das Problem weiterhin, ohne an Lösungen zu arbeiten.

Vielleicht warten Sie noch ein paar Jahre…. Dann finden Sie eventuell einen Hausarzt. Oder wenden Sie sich als Bürger an die Stadt und vor allen Dingen an die Kassenärztliche Vereinigung. Schildern Sie ihre Erfahrungen und verlangen den Nachweis freier Kapazitäten bei einem Hausarzt in ihrer Nähe und eine schnelle Terminvergabe. Berichten Sie uns von ihren Erfahrungen.

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JUNI 2018

Das Leben ist wie eine Zugfahrt, bei der es auch Verspätungen, Ausfälle oder gar Unglücke geben kann. Haben sie schon eimal am Bahnhof gesessen, sehnsüchtig wartend auf den nächsten Zug, da sie wichtige Termine wahrnehmen mussten oder auch einfach nur nach Hause zu den Liebsten wollten? Und dann verspätet sich der Zug… oder fällt gänzlich aus. Wenn sie diese Situation nicht kennen, dann fast hundertprozentig jemand in ihrem Bekanntenkreis. Aufregen sorgt in diesem Fall eher für Magengeschwüre oder einen Herzinfarkt, als dass wirklich eine Verbesserung zu erwarten ist. Warten ist also eine verhasste, aber dennoch gesündere Alternative.

Sollten sie sich doch für das Aufregen entscheiden und Symptome einer körperlichen Erkrankung – sagen wir des angedrohten Magengeschwürs – bekommen, dann geht das Warten erst richtig los. Denn einen Hausarzt zu finden, der auch die Zeit hat, sie zu behandeln, wird in Wismar zu einer wahren Odyssee werden.

Bereits 2016 wurde seitens der FÜR-WISMAR-Fraktion in der Bürgerschaft auf die bestehende hausärztliche Unterversorgung in Wismar hingewiesen und eine Prüfung von Maßnahmen zur Verbesserung der Situation gefordert. Zum damaligen Zeitpunkt gab es laut der Bedarfsplanung zur ambulanten ärztlichen Versorgung in der Region Wismar acht nicht besetzte Hausarztstellen. Nun kann man über die Bedarfsplanung und die deren Sinnhaftigkeit diskutieren, jedoch basieren die Zahlen auf Erhebungen aus dem Jahr 1992, sodass sich der Bedarf in Anbetracht der älter werdenden Bevölkerung aller Wahrscheinlichkeit nicht gesenkt haben wird. Diese Prüfung wurde folgerichtig in den Ausschuss für Soziales verwiesen, in welchem Vertreter der kassenärztlichen Vereinigung und des privaten Krankenhausträgers versicherten, dass diese Unterversorgung nicht bestehe und man versuche eine zukünftig drohende Verschlechterung der hausärztlichen Versorgung zu vermeiden.

Nun sind wir in der Zeit weitergereist in das Jahr 2018 – zwei Jahre nachdem auf die Problematik hingewiesen wurde. Derzeit sind 8,5 hausärztliche Stellen im Planungsbereich offen. Vier weitere Hausärzte suchen eine Praxisnachfolge, da das Alter auch vor den Ärzten nicht Halt macht. Laut einer Stellungnahme des privaten Krankenhausträgers (welcher Arztpraxen in Wismar betreibt) „können noch vereinzelt Neupatienten aufgenommen werden“. Das heißt im Umkehrschluss, dass eine breite Versorgung nicht möglich ist.

Es ist daher im Sinne der Bürger erforderlich, dass die Hansestadt Wismar ihre Einflussmöglichkeiten zur Sicherstellung der Versorgung der Bürger auslotet und auch nutzt. Alleine durch Warten werden Probleme nicht gelöst. Durch Wegsehen verschwinden sie nicht. Daher fordert die FÜR-WISMAR-Fraktion die Stadtverwaltung auf , die hausärztliche Versorgung konsequent zu begleiten und gegebenenfalls unterstützend einzugreifen. Nur so können die Weichen für eine Sicherung der ärztlichen Versorgung der Bürger gestellt werden.